Der Bilderrahmen Gottes

In meinem Haus hängen etliche Bilder von Menschen, die mir wichtig und wertvoll sind: meine Kinder, Eltern, Freunde … Ich möchte ihnen durch diese Bilder nahe sein, sie sollen Anteil haben an meinem Leben, an dem Ort, wo ich zuhause bin. Manchmal laufe ich an diesen Bildern einfach vorbei, nehme sie nicht wahr oder empfinde es einfach als selbstverständlich, dass sie an den Wänden meines Hauses hängen. Zu manchen Zeiten aber bleibe ich bewusst davor stehen, zwinkere den Menschen auf den Bildern zu, erinnere mich an eine schöne, lustige oder traurige Begebenheit mit ihnen und schicke ihnen einen guten und dankbaren Gedanken. Es ist schön, dass sie da sind, auch wenn ich manchmal ganz alleine im Haus bin, so habe ich doch den Eindruck, dass sie zu mir gehören und abwesend anwesend sind.

Ich mag all diese Bilder, weil sie mich mit den Menschen verbinden. Und doch sind alle diese Bilder nur eine Momentaufnahme, ein Aus-schnitt. Wie viel anders ist es, diesen Menschen in der Realität zu begegnen. Da bekomme ich auf mein Zwinkern ein Zwinkern zurück, da kann ich eine Frage stellen und es folgt eine Antwort, da bewegt sich etwas, da ist Leben und Aktion. Alle Bilder sind nur Hilfsmittel und ersetzen nicht die wirkliche Begegnung miteinander.

Dasselbe gilt auch für Gott. Alle Namen, alle Bilder und Symbole für Gott sind nur ein kleiner Ausschnitt von dem, was ihn ausmacht und begrenzt durch den Rahmen meiner Vorstellung. Jedes Bild und jedes Symbol von Gott macht mir einen kleinen Teil von ihm deutlich. Doch wieviel anders ist es, ihm wirklich zu begegnen, mit ihm zu sprechen, ihm meine Sorgen und Nöte zu erzählen oder auch zornig mit ihm zu hadern. Gott lässt sich nicht einrahmen und will nicht nur als nettes Bild an der Wand hängen. Er sucht unseren Kontakt und unsere Begeg-nung, er will ganz lebendig an unserem Leben, Lieben, Sorgen und Freuen Anteil nehmen. Geben wir ihm und uns diese Chance. Wir können ihn natürlich an unsere Wand hängen, um ihm immer wieder zuzuzwinkern, aber wirklich lebendig wird er erst, wenn wir uns auf ihn einlassen.

Ich wünsche uns allen viele lebendige Begegnungen mit Gott.

Bärbel Bloching

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