Eucharistie

Das Sakrament der Eucharistie

Brot und Wein – das sind die Zeichen der Eucharistie. Brot, aus Mehl und Wasser gebacken, ist uns täglich Nahrung. Der Verzehr des Brotes gibt uns Kraft und Vitalität. Das Brot spendet Leben. Wein regt die Lebensgeister an. Er ist Zeichen der Freude und Zeichen des Überflusses. Gerade in unserer Gegend, in der wir von zahlreichen Weinbergen umgeben sind, weiß man das zu schätzen.

In der Eucharistiefeier, der Messfeier, sind Brot und Wein Zeichen dafür, dass der auferstandene Christus wirklich unter uns ist. Äußerlich bleibt das Brot Brot und der Wein Wein. Aber durch die Kraft des Heiligen Geistes ändert sich in der heiligen Wandlung das Wesen des Brotes und des Weines. Danach ist es nicht mehr Brot und nicht mehr Wein, sondern der lebendige Christus selbst, sein Leib und sein Blut.

Doch woher wissen wir das?

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(Foto: karrenbrock.de/pixelio.de)

Beim letzten Abendmahl hat Jesus selbst diese Zeichen von Brot und Wein gebraucht und seinen Jüngern den Auftrag gegeben: Tut dies zu meinem Gedächtnis! Es war ein jüdisches Paschamahl, das er mit ihnen gefeiert hat. Es war ein rituelles Mahl zum Gedächtnis an den Auszug aus Ägypten. Verbunden mit Dank- und Segensgebeten wurde ein Paschalamm mit Bitterkräutern verzehrt und viermal der Becher mit Wein herumgereicht. Aber bei der Brechung und Verteilung des Brotes fügte Jesus bei jenem Mahl am Abend vor seinem Tod hinzu: „Nehmt und esst alle davon, das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ Mit ähnlichen Worten reichte er den Becher mit Wein: „Nehmt und trinkt alle daraus, das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis!“

In diesen Zeichen und in seinen Worten wurde deutlich, dass jenes Mahl für Jesus eine weit größere Bedeutung hatte, als nur an die Befreiung aus Ägypten zu erinnern. Jesu Blick richtete sich hier weniger auf die Vergangenheit als vielmehr auf die Zukunft. Er selbst war bereit zum Paschalamm zu werden, das sein Leben gibt, das verzehrt wird. Er wollte die Menschen endgültig von allem Lebenshindernden befreien; von allem, was sie von Gott trennt. Und er hat durch seinen Tod und seine Auferstehung tatsächlich einen neuen Bund zwischen Gott und den Menschen gestiftet, eine ewige Verbindung in einer Liebe, die mächtiger ist als der Tod.

„Tut dies zu meinem Gedächtnis!“, sagte Jesus. Und seinen Auftrag erfüllen wir in jeder Feier der Eucharistie. „Gedächtnis“ meint hier aber nicht nur ein Blick in die Vergangenheit und eine Erinnerung an das, was Jesus für uns getan hat. Sondern das, was beim Abendmahl geschah, soll immer und immer wieder Gegenwart werden. Wir sind sozusagen selbst beim Abendmahl Jesu dabei, wenn wir Eucharistie feiern, denn er – der Gekreuzigte und Auferstandene – ist in diesem heiligen Mahl leibhaft in unserer Mitte. Er selbst holt das Geschehen von damals in unsere heutige Wirklichkeit und Gegenwart hinein zu unserem Heil. Die Messe ist also nicht unser Tun, sondern Jesus selbst ist es, der sich zur Speise gibt, der sich hingibt, um uns zu befreien. Das größte Zeichen seiner Liebe, dass er sogar sein Leben für uns hingab, wird hier sichtbar.

Warum hat Jesus eigentlich das Mahl als Zeichen seiner Nähe und bleibenden Gegenwart gewählt? Bei einem Mahl werden wir gestärkt und erleben dabei eine echte Gemeinschaft. Und genau dies möchte uns auch Jesus vermitteln.

Er hat einmal gesagt: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben“. Er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass der Mensch eben nicht vom Brot allein lebt, sondern dass wir seine Liebe und damit Gottes Liebe, Kraft und Zuwendung so dringend brauchen wie das tägliche Brot, um das Leben in seiner ganzen Fülle zu erfahren. Jesus hat auch gesagt: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm“. Im Empfang der Eucharistie wird uns eine tiefe Kommunion, d. h. Gemeinschaft mit ihm geschenkt. Beladen mit all dem, was uns bewegt und bedrückt, mit all unseren Sorgen, Ängsten und Nöten treten wir zum Altar und nehmen Christus selber in uns auf. Und wenn wir ihn in der heiligen Kommunion mit offenem Herzen empfangen, dann können seine Gedanken, sein Geist, seine Kraft, seine Liebe, Treue und Hingabe auch Raum in uns gewinnen. Dann können wir die heilende und verwandelnde Kraft des auferstandenen Christus in uns selber erfahren. Eine tiefe Gemeinschaft mit ihm wird uns geschenkt und darüber erhalten wir auch eine tiefe Verbindung zu Gott, dem Vater und zu allen Menschen, die ebenfalls um den Tisch des Herrn versammelt sind. Denn wir alle essen von dem einen Brot, das Christus selber ist. Das Leben und die Liebe Christi sollen dadurch in uns allen aufblühen; in unserer Gemeinschaft und in jedem einzelnen von uns. Ob das immer spürbar wird?

Die Feier der Eucharistie beinhaltet den Auftrag an uns, die erfahrene Liebe und Stärkung durch Christus weiterzugeben, sie in unseren Alltag, in unsere Welt hineinzutragen zu den Menschen, die uns begegnen. Jesu Auftrag „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ bezieht sich auch darauf. Alle Menschen sollen spüren, dass er selbst das Brot für das Leben der Welt ist.

Ein hoher Auftrag an uns! Doch an erster Stelle steht das Geschenk seiner Liebe. Wir dürfen zu seinem Mahl kommen, so wie wir sind. Denn die Eucharistie ist nicht die Belohnung für die Menschen, die untadelig und heilig gelebt haben, sondern zuallererst das Mahl der Sünder. Es sind unsere leeren Hände, die wir Jesus hinhalten dürfen. Und wenn wir dies mit der gleichen Sehnsucht tun wie die Jünger im Abendmahlsaal oder wie beispielsweise der Zöllner Zachäus, mit dem Jesus zu Tisch saß, dann wird sich irgendwann die verwandelnde Kraft der Eucharistie auch in unserem Leben entfalten. Dann kann unser ganzes Leben zu einer großen Danksagung (das heißt „Eucharistie“ übersetzt) für die Güte und Liebe Gottes werden.

Herr, füll mich neu mit deinem Geiste, der mich belebt und zu dir mein Gott hinziehet.

Herr, füll mich neu mit deiner Liebe, die bei dir bleibt und mit Freuden Lasten traget.

Herr, füll mich neu mit deinem Glauben, der auf dich schaut und in andern Glauben wecket.

Herr füll mich neu mit deiner Freude, die überströmt und in Lob und Preis dich rühmet.

Hier bin ich vor dir. Leer sind meine Hände. Herr, füll mich ganz mit dir!
Kommunität Gnadenthal

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