Lass den Engel in deinen Tag

Sicher haben Sie auch schon längst ihren Weihnachtsschmuck entsorgt und alles wieder in Schachteln gesteckt und so verpackt, dass alles für nächstes Weihnachten wieder griffbereit ist. Eigentlich ist es schade, die stimmungsvolle Dekoration schon wieder wegzuräumen. Manchmal bewirkt ja auch die äußere Stimmung etwas in uns. Vielleicht täte uns ja auch ein Weihnachtsengel unterm Jahr gut. Ein Engel, der uns auf die Freude von Weihnachten hinweist, auch wenn Weihnachten schon längst hinter uns liegt. Ein Engel, der uns darauf aufmerksam macht, dass wir in unserem Leben immer wieder engelhafte Begegnungen und engelhafte Taten brauchen und auch selber zum Engel für andere werden können.
Aber so ein Engel im ganzen Jahr könnte auch noch mehr für uns sein, wie folgende Geschichte erzählt:
Der Nachweihnachtsengel
Als ich dieses Jahr meine Pyramide und die Krippe und die 32 Weihnachtsengel wieder einpackte, behielt ich den letzten in der Hand. „Du bleibst“, sagte ich. „Du kommst auf meinen Schreibtisch. Ich brauche ein bisschen Weihnachtsfreude für das ganze Jahr.“
Seitdem stand der Engel auf meinem Schreibtisch. Und manchmal da spricht dieser Engel auch zu mir. In seinen Händen trägt er einen goldenen Papierkorb oder vielmehr: einen Müllkorb. Ich dachte erst, es sei nur ein Kerzenhalter, aber da hatte ich mich geirrt, wie ihr gleich sehen werdet. Denn wenn ich mich über irgendwas ärgerte, hielt er mir seinen Müllkorb hin und sagte: “Wirf rein!“
Ich warf meinen Ärger hinein – und weg war er!
Manchmal war es ein kleiner Ärger, zum Beispiel, wenn ich wieder meinen Kugelschreiber verlegt hatte oder eine fremde Katze in unserer Gartenlaube vier Junge geworfen hatte. Es kann aber auch ein großer Ärger sein oder eine große Not oder ein großer Schmerz, mit dem ich nicht fertig werde, zum Beispiel, als kürzlich ein Vater und eine Mutter erfahren mussten, dass ihr fünfjähriges Kind an einer Krankheit leidet, die nie mehr zu heilen ist.
Wie soll man da helfen? Wie soll man da trösten? Ich wusste es nicht.
Wirf rein!“, sagte der Engel und ich warf meinen Kummer in seinen Müllkorb. Eines Tages fiel mir auf, dass der Müllkorb immer gleich wieder leer war. „Wohin bringst du das alles?“ „In die Krippe“, sagte er. „Ist denn so viel Platz in der kleinen Krippe?“
Der Engel lachte. „Pass auf! In der Krippe liegt ein Kind mit einem großen Herzen. Denn deinen Kummer lege ich in Wahrheit gar nicht in die Krippe, sondern in das Herz dieses Kindes. Verstehst du das?“ Ich dachte lange nach. „Das ist schwer zu verstehen!“ Und trotzdem freute ich mich. „Komisch, was?“ Der Engel runzelte die Stirn. „Das ist gar nicht komisch, sondern die Weihnachtsfreude, verstanden?“
Auf einmal wollte ich den Engel noch vieles fragen, aber er legte den Finger auf den Mund. „Psst!“, sagte er. „Nicht reden! Freu dich und wirf das in meinen Müllkorb, das du selber nicht weglegen kannst.“

Vielleicht sollten wir alle das ganze Jahr über so einen Weihnachts-engel auf dem Schreibtisch haben, einen der uns an die Freude der Weihnachtsbotschaft erinnert, der uns auffordert, uns aus tiefstem Herzen über das Geschenk des Kindes zu freuen, das ganze Jahr über. Und dieser Engel täte uns auch gut, wenn wir sein „Wirf rein“ immer wieder hören könnten. Seine Aufforderung, unsere Nöte und Traurigkeiten in seinen Müllkorb zu legen, der eigentlich das Herz Jesu ist. Und wenn wir alle darüber nachdenken, dann haben wir viele solcher Sorgen, Ärger und Traurigkeiten, die wir gerne abgeben würden, nicht dass sie für immer verschwunden sind, das geht nicht, aber dass es uns immer wieder bewusst wird, da gibt es einen, der mit uns unsere Nöte teilt und dem wir alles sagen und geben können, wie einem Müllkorb.

Ich wünsche Ihnen und uns für das angefangene neue Jahr einen solchen Engel an der Seite und ich wünsche Ihnen gute Ohren und ein großes Herz, dass Sie hören, wenn dieser Engel uns auffordert: Wirf rein.

Bärbel Bloching (Pastoralreferentin)

Lass die Engel Gottes herein in deinen Tag.
Sie bringen dir die Botschaft der Liebe.

Hanna Kümmer

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