Regenschauer, Sturmböen und viel Barock

Die Kirche in dem kleinen oberschwäbischen Dorf Steinhausen, rund 50 Kilometer südlich von Ulm, ist eines der Highlights auf der fünftägigen Pilgerwanderung der Obersulmer Pilgerwanderer.

Wie eine riesige Kathedrale liegt sie, inmitten von Wiesen und Feldern, in der oberschwäbischen Landschaft und ragt mit ihrem schlanken weißen Glockenturm 60 Meter in die Höhe. Und dabei ist sie doch nur die Dorfkirche des kleinen, etwa 500 Einwohner zählenden Ortes Steinhausen. Nicht nur Kunsthistoriker schwärmen von ihr als der „schönsten Dorfkirche der Welt“. In der unglaublich kurzen Zeit von nur fünf Jahren, wurde dieses Barockjuwel erbaut, erfährt die Pilgergruppe. Fünf Tage, rund 80 Kilometer, sind die Pilgerwanderer auf dem Jakobusweg, von Ulm bis nach Bad Waldsee, unterwegs und erlebendabei nicht nur die liebliche oberschwäbische Landschaft, sondern in den zahlreichen Kirchen, auch so manches kunsthistorisches Kleinod aus der Zeit des Barock und Rokoko. Pilgerwandern hat Tradition in der katholischen Kirchengemeinde St. Johann-Baptist und wird seit Jahrzehnten gepflegt. Meist sind die Wanderer auf Jakobuswegen im süddeutschen Raum unterwegs, aber auch „auswärts“, wie im letzten Jahr, auf dem Franziskusweg in der Toskana und Umbrien in Italien. Die Gemeindeleiterin Bärbel Bloching von St. Johann-Baptist leitet die Pilgergruppe und gestaltet den meditativen Teil der Wanderung. Dabei wählt sie beiden Impulsen unterschiedliche Themen, wie Wasser (Wasser des Lebens), Steine (Steine aus denen Gotteshäuser gebaut werden, Steine auf unserem Lebensweg, Stolpersteine in unserem Leben usw) oder das Herz. Nach diesen Impulsen schließen sich auch immer wiederPhasen der Stille an. Ruhig und still weiterwandern, das Gehörte in sich einsinken, wirken lassen. Die Wanderung beginnt in dem kleinen Ort Grimmelfingen bei Ulm. Bärbel Bloching hängt jeder/m Pilger/in die Jakobsmuschel um, das Symbol aller Jakobspilger. Harald Löw hat vor einigen Wochen die Strecke vorgewandert und bereits Kontakte geknüpft auf dem Pilgerweg und so erwartet die Obersulmer in dem kleinen Weiler Wernau auf dem landwirtschaftlichen Anwesen der Familie Göggelmann ein herzhaftes Brezelfrühstück. Interessant, die evangelische Kirche in Ersingen. Die Zeit des Bildersturms in der Reformation ist an dem kleinen Gotteshaus vorübergegangen und so ist sie eine der ganz wenigen evangelischen Barockkirchen in Oberschwaben, in der die üppigen Barockplastiken und Bilder noch zu sehen sind. Anfangs begleitet die Pilgerwanderer noch ordentliches Wetter. Dies ändert sich jedoch mit dem dritten Wandertag. Gegen Regenschauer und heftige Windböen muss jetzt die Wandertruppe ankämpfen. Da hilft selbst das Sprichwort nicht weiter: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung“. Der letzte Wandertag bis Bad Waldsee ist wieder Genusswandern pur, kühle Temperaturen, Sonnenschein und herrliche Fernsichten, bis zur Kette der Alpen, auf deren Gipfeln bereits die ersten Schneefelder in der Sonne blinken. (hlö)

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