Bärbel Bloching zur Gemeindeleiterin ernannt

Videobotschaft der Vizepräsidentin des deutschen Bundestags

Artikel der Heilbronner Stimme


 

 

Grußwort des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Prof. Dr. Thomas Sternberg

Sehr verehrte Frau Bloching, sehr geehrter Herr Diemer, liebe Gemeinde St. Johann-Baptist, sehr geehrten Damen und Herren,

Am heutigen Tag feiert die Gemeinde St. Johann Baptist eine Neuigkeit, die zunächst nichts wirklich Neues zu bringen scheint: nun schon seit über drei Jahren hat die Gemeinde gelernt, wie es ist, wenn sie selbst ohne Pfarrer mit ihrer Pastoralreferentin das Leben in der großen Diaspora-Gemeinde sichert und sich neue Aufgaben stellt. Und doch ist etwas ab dem Jahresbeginn 2018 neu: Bischof Dr. Gebhard Fürst hat Bärbel Bloching, die in der Gemeinde seit über zwanzig Jahren tätig ist, zur Leiterin der Gemeinde ernannt.

Er stützt sich dabei auf einen Paragraphen des Kirchenrechts, den man weit auslegen kann und wohl in Zukunft auch noch häufiger anwenden wird. Der Text spricht von der Leitung einer Gemeinde durch Nichtpriester, um das gleich einzuschränken mit dem Hinweis den leitenden Priester für einen gesamten Bezirk. Dass Ihr Bischof nun eine Frau mit der Gemeindeleitung beauftragt, ist ein Vorgang, der bislang noch sehr selten vorkommt. Mit dem Jahr 2018 ist auch eine Kollegin von Frau Bloching im der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit diesem Amt betraut worden.

Wie so oft in der Geschichte ist der Anlass für die Neuerung eine Notlage. Der Priestermangel erreicht inzwischen einen solchen Stand, dass die Pfarreien nicht mehr mit Priestern besetzt werden können. Diese Personalsituation wird sich in den kommenden Jahren noch erheblich verschärfen. In vielen Bistümern greift man auf Pastoralverbünde zurück oder setzt auf Mammutpfarreien, die eine wirkliche Seelsorge nicht mehr möglich machen. Man spricht gern von neuen „Orten von Kirche“, so dass man den Eindruck gewinnen kann, die Gemeinde am Ort sein gar nicht mehr so wichtig. Die ist aber nach wie vor die Gelegenheit, wo neue Familien über ihre Kinder zur Gemeinde stoßen, wo man sich kennt und wo auch Notlagen und Sorgen eher wahrgenommen werden. Sie haben sich das hier für Ihre Gemeinde genau angesehen.

Vor Ort brauchen wir auch künftig die gläubige Gemeinschaft, die zu Gottesdiensten zusammenkommt, die soziale Arbeit praktiziert und die Zeugnis von ihrem Glauben gibt. In der überschaubaren Gemeinde kann man leichter der Gefahr entgehen, sich nur auf die Kerngemeinde zu beschränken. Wir müssen auch die wahrnehmen, die am Rande der Kirche stehen, müssen Kontakt halten auch zu denen, die gar nicht zu ihr gefunden haben. Sie haben in der Erfahrung der Diaspora dafür eine besondere Sensibilität, von der auch die Gemeinden in den katholischen Kerngebieten lernen können, denn wir werden überall weniger, Diaspora wird auch in Städten zu einem Lebensgefühl der Christen.

Schon lange leben unsere Gemeinden aus dem großen Einsatz der Frauen – insofern hat die Kirche längst ein weibliches Gesicht. Papst Franziskus sagte im Juni letzten Jahres in Rom: „Es ist ein heilsamer Prozess: die wachsende Präsenz der Frauen im sozialen, wirtschaftlichen und politischen Leben, national und international, und auch im kirchlichen Leben. Frauen haben ein volles Recht darauf, sich aktiv in allen Bereichen einzubringen, und dieses ihr Recht muss auch über rechtliche Mittel bestätigt und geschützt werden, wo dies nötig ist.“ Auch die Kirche ist auf einem Weg, der in allen Bereichen nicht aufgehalten werden kann und soll. Er wird in der Kirche, so hoffe ich, schon bald zum Frauendiakonat führen. In Osnabrück wurden vor wenigen Wochen bei einem Kongress Thesen aufgestellt, deren dritte lautet, nicht der der Zugang von Frauen zu kirchlichen Ämtern sei begründungspflichtig, sondern ihr Ausschluss. – Hier und heute wird eine Frau Gemeinde leiten: ich bin sicher, für Sie hier wird nicht die Frage nach dem Geschlecht, sondern nach den persönlichen und fachlichen Qualitäten und dem Einsatz entscheidend sein, wie sie das an Frau Bloching offenbar auch schätzen.

Das Konzil hat vor fünfzig Jahren den Laien in der Kirche ihre Berufung und Würde deutlich gemacht. Papst Franziskus erinnert immer wieder daran, dass die Würde der Gläubigen nicht von der Weihe her kommt: „die große Würde kommt von der Taufe, die allen zugänglich ist. […] In der Kirche begründen die Funktionen keine Überlegenheit der einen über die anderen. Tatsächlich ist eine Frau, Maria, bedeutender als die Bischöfe“, heißt es in seinem ersten Schreiben [EG 104]. Papst Benedikt XVI. sagte 2009 in Rom, es sei „notwendig, den pastoralen Ansatz zu verbessern, sodass […] allmählich die Mitverantwortung der Gesamtheit aller Glieder des Volkes Gottes gefördert wird. Das erfordert eine veränderte Mentalität, vor allem hinsichtlich der Laien, indem man davon, sie als Mitarbeiter des Klerus zu betrachten, dazu übergeht, sie wirklich als Mitverantwortliche des Lebens und Handelns der Kirche anzusehen und die Stärkung eines reifen und engagierten Laientums fördert.“

Wir brauchen künftig verstärkt die Gläubigen als letztverantwortlich Handelnde, die in den verwaisten Gemeinden die Dinge selbst in die Hand nehmen und nicht auf die Regeln von Oben warten, sondern unsere Kirche von unten aufbauen. Dass Sie dafür nun auch eine Ehrenamtskoordinatorin zur Unterstützung haben, ist ein Anlass zur Freude.

Aus dem Glauben und dem Gebet, finden wir die Kraft, Gemeinde zu bauen, Andere zu überzeugen, Menschen zu helfen und Das Evangelium lebendig zu halten auch in veränderten Zeiten. Der Gemeinde St. Johann Baptist und ihrer neuen Leiterin einen herzlichen Glückwunsch im wahrsten Wortsinn! Glückwunsch und Dank auch Herrn Diemer und den anderen Damen und Herren Mitarbeitern hier in Affaltrach; Sie haben eine offensichtlich erfolgreiche Arbeit geleistet. Ich wünsche Ihnen Glück und Segen und viele Menschen, die sich anstecken lassen von der Freude am Glauben.

Thomas Sternberg

Videobotschaft unseres Pfarrvikars Dr. Kenneth Kurumeh aus dem Urlaub in Nigeria

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