Zweite Etappe bei der Außenrenovierung der Pfarrkirche St. Johann-Baptist

Die Kirche „Johannes der Täufer“ ist in die Jahre gekommen. Am 28. Oktober 1899 wurde sie eingeweiht. Jetzt nagen nicht nur der Zahn der Zeit an ihr, sondern auch schädliche Umwelteinflüsse. Der Vorsitzende des Bauausschusses Kurt Gschwendtner berichtet über die Schäden am Kirchturmdach und die daraus resultierende Sanierung: Der Schieferbelag des Kirchturmdaches ist brüchig. Teilweise sind Schieferplatten abgefallen. Die Nägel sind vielfach verrostet und die Bitumenverkleidung auf der Unterschalung schadhaft. Dadurch ist Wasser eingedrungen und hat stellenweise Balken und die Verschalung geschädigt. Zum Teil wurden diese bereits ausgebessert. Jetzt stehen noch die Erneuerung der Unterschalung und die erneute Verkleidung mit Schiefer an. „Wir haben Wert darauf gelegt, dass die Arbeiten ausschließlich an heimische Handwerker vergeben werden“, betont die Gemeindeleiterin der katholischen Kirchengemeinde, Bärbel Bloching. Das Baugerüst wird von der Heilbronner Gerüstbaufirma Mesaros gestellt. Die Zimmerarbeiten übernimmt die Affaltracher Firma Götz-Holzbau. Die Verkleidung mit Schiefer wird von der Eschenauer Firma Leinz-Bedachungen vorgenommen. Die Blitzschutzarbeiten führt die Firma Blickle-Blitzschutz in Schwäbisch Hall durch. Für die Sanierung sind 141 000 Euro veranschlagt, lässt Kirchenpflegerin Birgit Alles wissen. Bereits seit etlichen Jahren wurden entsprechende Rücklagen gebildet. Diese generieren sich aus Kirchensteuerzuwendungen und Spendengeldern. Von der Diözese in Rottenburg sind keine Zuschüsse für die Baumaßnahme zu erwarten, so die Kirchenpflegerin. Erfreulich: Im Jahr 2016 hat die bürgerliche Gemeinde einen Zuschuss für die Kirchturmsanierung in Höhe eines Drittels der damals veranschlagten 90 000 Euro zugesagt und bereits an die Kirchengemeinde überwiesen. Der mit Blattgold überzogene Wetterhahn auf der Kirchturmspitze ist, zumindest in den nächsten Wochen und Monaten, nicht mehr allein. Seit der Kirchturm von einem Metallkorsett eingerüstet ist, herrscht hier oben emsiges Treiben. Die ersten Arbeiten, das Entfernen der Verschieferung und die Sanierung der Unterschalung und des Gebälkes wird von der Obersulmer Fima Götz-Holzbau vorgenommen. Jörg Grußmann entfernt mit dem Nageleisen ein morsches Brett von der waagerechten Holzverschalung. Holzstaub rieselt auf den Boden. „Da war der Wurm drin“, konstatiert Grußmann. Kim Müller nimmt das Brett, legt es auf den Bretterstapel, der sich jetzt langsam den Kirchturm entlang, abwärtssenkt. Ortstermin auf dem Kirchturm in luftiger Höhe von 40 Metern, Gemeindeleiterin Bärbel Bloching, zusammen mit Architekt Philipp Ruppert vom Heilbronner Architekturbüro Posovszky und Ruppert und den beiden Zimmermeistern und Restauratoren Andreas Götz und Werner Horn. Philipp Ruppert zeigt die Mängel, die jetzt behoben werden müssen. „Die Schifter haben Luft zu den Gratsparren. Dadurch ist der Turm etwas instabil geworden und bewegt sich leicht. Dies hat dazu geführt, dass bereits einzelne marode Schieferplatten gebrochen sind und sich ablösen konnten. Jetzt werden die Schifter wieder mit den Gratsparren verschraubt. Dadurch erlangt das Dachgebälk wieder seine Stabilität“. Andreas Götz und Werner Horn verweisen auf die Konstruktion des Dachgebälkes. „Den  mittleren, senkrechten, zwölf Meter langen Eichenbalken nennt man Kaiserstiel. An ihm sind die Gratsparren mit dem übrigen Gebälk befestigt“. Werner Horn macht auf die spitz zulaufenden Balken, die Schifter, aufmerksam. „Diese Schifterschnitte mussten die Zimmerleute damals, vor 120 Jahren, noch mit der Hand sägen. Das ist absolute Präzisionsarbeit“. Großen Respekt hat auch Andreas Götz vor der Arbeit seiner Kollegen vor mehr als einem Jahrhundert. Respekt und vor allen Dingen Achtung, hat er auch vor der jetzigen Arbeit an diesem Kirchturm. „Es ist doch grundsätzlich etwas Anderes ob man an einem sonstigen Gebäude oder an einem Gotteshaus arbeitet“. Nach der Entfernung der Verschieferung und der Holzverschalung werden zunächst am Gebälk erforderliche Ausbesserungen vorgenommen. Anschließend wird die Holzverschalung mit einer Isolierfolie aufgebracht. Danach die Bedachung mit Schieferplatten durch die Firma Leinz. „Wenn wir mit der Sanierung fertig sind, soll das auch mindestens wieder 120 Jahre halten“, ist sich Andreas Götz sicher. Für das nächste Jahrhundert wird der Wetterhahn wieder allein da oben sein und hinunterschauen auf seine Schwester, die evangelische Kirche mit ihrem markanten Zwiebelturm und das Dorf. Und er wird im Westen das Weinsberger Tal und im blauen Dunst der Ferne, die malerische Silhouette der Weibertreu sehen können. (hlö)

Kommentare sind geschlossen.