Urlaub – zur Ruhe kommen

Soziologen stellen fest: Der moderne Mensch leidet unter einer ständigen Überforderung an Möglichkeiten. Scheinbar sind ihm keine Grenzen gesetzt. Das gelte auch für den Urlaub. Keine Sportart ist zu abenteuerlich, jedes Land erreichbar. Andere Menschen, Religionen, Kulturen kennenzulernen ist sicher interessant, spannend, lehrreich und bestens geeignet Vorurteile abzubauen.

Diese unbegrenzten Möglichkeiten führen aber allzu oft zu Stress, zu einem inneren Zwang, im Urlaub möglichst viel zu erleben und zu unternehmen.

Und so stehen viele im Urlaub nicht selten unter einem ähnlichen Leistungsdruck wie in der Arbeitswelt und kommen so aus vielfach auch dann nicht zur Ruhe, wenn sie eigentlich Zeit zur Ruhe hätten.

Schon der bedeutende chinesische Philosoph Laotse pries die Gelassenheit und setzte die Stille als wahre Voraussetzung für Glück und Frieden gegen Macht, Kampf und Geschäftigkeit.  „Gönne Dir einen Augenblick der Ruhe und du begreifst, wie närrisch du herum gehastet bist.“

Erst wenn wir wirklich zur Ruhe kommen, entdecken und schätzen wir in unserem Alltag, was uns ständig umgibt: die kleinen Dinge, den Garten, die Natur, vielleicht auch die Familie, die Freunde. All das ist eigentlich immer da, aber meist zugedeckt von all den Anforderungen, die durch Beruf und Alltag auf uns einstürzen.

Dem Psalmisten muss es ähnlich ergangen sein. Als er sich einmal Zeit genommen hat, konnte er staunend feststellen:  „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand schützend über mir.“

Viele mögen diesen Satz bezweifeln und skeptisch fragen:  „Ist denn in all dem, was mich umgibt, Gott?“ Man könnte antworten: In dem, was mich umgibt,  ist Gott nicht. Aber Gott ist so wie das, was mich umgibt. Er ist immer da. Gott ist unser Lebenselixier. Davon ist der Prophet überzeugt. Gott ist so wie die Luft, die wir atmen. Wie sehr wir diese Luft brauchen, merken wir erst, wenn sie uns fehlt. Der Beter des Psalms fühlt sich geborgen, weil er erkennt: Was ich auch tue – Gott ist da. Wo ich auch bin – Gott ist da.

„Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand schützend über mir“ (Ps139,5). Vielleicht können auch wir diese beglückende und bereichernde Erfahrung machen, die unser Leben nachhaltig und positiv verändern könnte. Im Urlaub, wenn wir abschalten und zur Ruhe kommen, und in unserer  freien Zeit, wenn wir frei sind für uns und für Gott – auch dann, wenn der Urlaub längst vorüber ist.

Martin Ritter

Sommer ist die Zeit,
in der es zu heiß ist,
um das zu tun,
wozu es im Winter zu kalt war.

Mark Twain   

Kommentare sind geschlossen.